Abigail hatte keine Ahnung gehabt wie spät es bereits war, als sie den Firmenwagen auf einem der wenigen freien Parkflächen angestellt hatte. Sie war müde. Nein, mehr noch. Sie war tot müde. Hinter ihr lagen eine Doppelschicht im Diner weil sich Hannah kurzfristig krank gemeldet hatte und dann, als ob das nicht schon gereicht hätte, musste sie auch noch für die Mafia schuften um ihren Teil des Deals zu erfüllen, den sie vor einigen Monaten mit Aleksej Romanow abgeschlossen hatte. Sie hatte also die letzten 5 Stunden damit verbracht, den Dreck für ihn und seine Leute weg zu schaffen. Etwas, was ihr allmählich immer mehr zu schaffen machte. Die russische Mafia. Nie im Traum hätte sie daran gedacht, dass sie irgendwann mal etwas mit solchen Leuten zu tun haben würde. Herr Gott, ihre Eltern würden vermutlich tot umfallen, wüssten diese in welchem Schlamassel ihre drei Kinder steckten. Doch Abbie und ihre Brüder hielten dicht. Sie ließen ihre Eltern - die sie all die Jahre aufgezogen, wohl behütet und immer umsorgt hatten - im Ungewissen. Ließen sie glauben, dass hier in San Francisco alles in Ordnung sei. Dabei war rein gar nichts in Ordnung. Abigail hatte immer mehr das Gefühl, dass ihre kleine heile Welt zusammen stürzte. Es fiel ihr immer schwerer den Schein zu wahren und sich nichts anmerken zu lassen. Sogar Willow hatte bereits bemerkt, dass etwas mit der hübschen 27 Jährigen nicht stimmte. Lediglich ihr hatte sie sich bisher anvertraut. Vielleicht weil sich die Zwei so vertraut waren, hatte sie doch mal eine Zeit lang etwas mit einander gehabt. Abigail erinnerte sich gut an den Mädelsabend. Willow hatte ihr versprechen müssen niemandem etwas zu verraten, so unangenehm war es der Blonden gewesen. Zudem hatte Abbie auch gleich klargestellt, dass sie wegen ihrer Idee mit dem Deal keine Standpauke hören wollte. Hatte sie diese damals doch schon von ihren Brüdern erhalten.Doch alles Grübeln half nicht, weshalb sie einen kurzen Blick in den Rückspiegel warf. Augenringe - ja super, nun hatte sie auch noch Augenringe. Seufzend fuhr sie sich mit den langen Fingern unter den Augen entlang, ehe sie sich ihre Handtasche schnappte und aus dem Wagen stieg. Es wurde dringend Zeit ins Bett zu kommen.
Im Apartment angekommen öffnete Abigail mit ihrem Schlüssel die Tür. Sie wohnte zwar erst seit knapp 2 Monaten mit Willow und Lucia zusammen, doch die Mädels hatten es zu Stande gebracht, dass sie sich hier schon richtig wohl fühlte. Ihr Zimmer war wirklich hübsch geworden und es tat gut abends mit den Beiden auf der Couch zu hocken und über alles mögliche zu reden. Besser, als immer Sportshows mit ihren Brüdern gucken zu müssen, mit denen sie zuvor Jahrelang zusammen gelebt hatte. Die Tür hinter sich geschlossen nahm sie auch direkt den Geruch von selbst gemachtem Essen wahr. "Oh... wow." Essen, das hatte sie ja ganz vergessen. Kaum stieg ihr der angenehme Geruch in die Nase, begann auch schon ihr Magen zu knurren. Mieser Verräter. "Hey ihr Süßen.", machte Abbie im gewohnt sanften Tonfall auf sich aufmerksam. Sie stellte ihre Tasche ab und streifte sich die Jacke von den Armen. An Willow heran getreten, hauchte sie ihr einen Kuss auf die Wange. So, wie sie es immer tat, seit dem sie das erste Mal mit einander im Bett gelandet waren. Die hübsche Davis würde sicher wissen woher Abigail kam, weshalb Abbie sie mit einem flüchtigen aber vielsagenden Blick bedachte. Willow musste ihr den Rücken frei halten. Gleich darauf wandte sie sich aber Lucia zu. Sie trat an sie heran und drückte sie freundschaftlich. "Na, Hinkebein.", neckte sie die Dunkelhaarige etwas, ehe sie sich diese etwas genauer ansah. "Wie geht es dir? Können wir irgendwas für dich tun? Dir irgendwie helfen?" Abigail hatte selbst in ihrer Kindheit Erfahrungen mit Krücken gemacht und wusste, wie hinderlich diese sein konnten. Gott, sie hatte es damals gehasst gehabt. An Ende hatten ihr immer die Hände weh getan. Mal davon angesehen, dass ihre Mitschüler ihr die Krücken immer geklaut hatten und sie dann blöd da stand. "Also Mädels... bringt mich auf den neuesten Stand ehe ich ins Bett falle. Wer geht heute einkaufen? Was muss ich für die kommenden Tage wissen uns am wichtigsten... Wer von euch beiden weckt mich nachher?" Die 27 Jährige gähnte leicht und blickte zu Willow hinüber. Diese hatte Kaffee. Kaffee - das Lebenselixier der arbeitenden Bevölkerung. Würde Abbie diesen nun aber trinken, würde sie heute wahrscheinlich gar kein Auge mehr zu bekommen.
@Willow Davis , @Lucia Fernandez