In deinem Leben gab es wohl noch nie etwas anderes als die Medizin. Schon als kleines Mädchen wusstest du, das du später zu den Leuten gehören möchtest, die anderen Menschen jeden Tag aufs Neue das Leben retten. Und auch wenn du deinen Lebenstraum erfüllen konntest, war die Welt nicht immer gut zur dir. Viele Schicksalsschläge sorgten dafür, dass du dir eine zynische und sarkastische Persönlichkeit angeeignet hast, um nicht mehr verletzt zu werden. Nur dein engster Kreis, die Menschen die dich seit Tag 1 begleiten, wissen, dass hinter deiner spitzen Zunge eigentlich jemand ganz anderes steckt. Im Krankenhaus bist du die Chefärztin der Inneren Abteilung - außerdem bist du für die 'Anfänger' zuständig und hältst diese tagtäglich auf Trab. Allerdings hast du es nicht unbedingt einfach. Wer hört schon auf eine Frau, die zusätzlich auch noch so jung ist?

Du hast damals gemeinsam mit Madelaine Porter angefangen, im SF Hospital zu arbeiten und bist deshalb auch einer ihrer engsten Freunde. Mit deiner ruhigen und charmanten Art wirkst du oft wie ein Ruhepol auf andere Menschen. Doch in dir schlummert noch eine andere, viel interessantere Persönlichkeit. Du bist diskussionsfreudig, ja sogar fast streitlustig. Du stehst auf alternative Methoden und versuchst diese auch mit allen Mitteln durchzudrücken. Bei den Eltern deiner kleinen Patienten mit der richtigen Portion Charme, bei alleinerziehenden Müttern manchmal sogar mit ein paar schönen Stunden im Bereitschaftsraum. Zwischen dir und deinen Kollegen hingegen gab es schon die ein oder andere Brüllerei, weil ihr euch nicht einigen konntet. Im Endeffekt würdest du aber immer für sie einstehen und sie unterstützen.

Mit über 30 Jahren noch Studentin? Heutzutage kein all zu seltener Anblick mehr und dennoch musst du die Frage immer und immer wieder beantworten. Du hast in deinem kurzen Leben bereits mehrere Studiengänge begonnen, allesamt aber nach einem recht kurzen Zeitraum wieder abgebrochen. Nichts hat dir so wirklich gefallen und wenn doch, konntest du dich nicht mit dem Gedanken anfreunden, es dein restliches Leben lang zu machen. Du warst bereits als Teenager ein recht sprunghafter Mensch. Doch wer weiß - vielleicht ist das Medizinstudium endlich das Richtige für dich? Und falls nicht, schaust du dich eben wieder nach etwas anderem um. Irgendwo wartet sicherlich das richtige Studium auf dich.

Deine Kollegen würden dich wohl als komischen Kauz bezeichnen - du redest wenig, stehst auf alternative Medizin und auch dein Umgang mit den Patienten ist äußerst fragwürdig. Doch du bist verlässlich und machst eine gute Arbeit, wahrscheinlich hat man dich deswegen noch nicht gekündigt. Doch viele deiner todkranken Krebspatienten kommen noch aus einem ganz anderen Grund zu dir. Du hilfst ihnen, natürlich im Verborgenen, all ihre Schmerzen und Sorgen zurückzulassen. Mit einem ausgeklügelten Medikamentenplan sorgst du dafür, dass sie ruhig und unauffällig diese Welt verlassen. Das alles geschieht im Geheimen, denn Sterbehilfe ist strafbar. Doch für die Dankbarkeit deiner Patienten nimmst du auch das Risiko, im Gefängnis zu landen, auf dich.

Bereits als Teenager hast du bemerkt, dass du, anders wie deine Freundinnen, nicht irgendwelche Kerle angeschmachtet und dich in sie verknallt hast - stattdessen schwärmtest du total für deine beste Freundin. Aus Angst, wie dein Umfeld auf deine Homosexualität reagieren könnte, hast du diese Gefühle lange Zeit verdrängt und hast stattdessen versucht, dich mit Kerlen zu treffen. Wirklich glücklich bist du damit aber nicht geworden. Schlussendlich hast du dich sowohl vor deiner Familie, als auch vor deinen Freunden geoutet - und die Reaktionen hätten besser nicht sein können. Wenn du gewusst hättest, wie locker dein Umfeld damit umgehen würde, hättest du wohl schon viel früher etwas gesagt. Heute bist du stolze Leiterin der pädiatrischen Chirurgie und bist bei deinen Kollegen für deine immerwährend gute Laune bekannt - wirklich nichts kann dich aus der Ruhe bringen.

Geboren und aufgewachsen bist du in Italien. Allerdings hast du bereits als Kind davon geträumt, nach Amerika auszuwandern und dort ein erfolgreicher Arzt zu werden. In Italien hast du dein Heimatort gesehen, doch in San Francisco deine Zukunft. Durch ein Stipendium konntest du dein Medizinstudium dann tatsächlich in Amerika absolvieren und wurdest vor zwei Monaten vom SF Hospital als Assistenzarzt von Pamela Waller eingestellt. Obwohl du so ziemlich der Jüngste im Team bist, respektieren dich deine Kollegen und sehen in dir den nächsten großen Chefarzt. Jedenfalls, wenn du endlich ein bisschen an Selbstsicherheit zulegen würdest. Denn trotz deiner italienischen Gene bist du eher ein ruhiger Typ, der mehr beobachtet, als spricht. Deswegen kommen auch alle mit ihren Problemen zu dir - du hast zwar nur selten eine Lösung parat, doch im Zuhören kann dir, neben deinen Fähigkeiten als Arzt, niemand etwas vormachen. Mittlerweile, trotz der kurzen Zeit, bist du nicht mehr aus dem Team wegzudenken.

Aufgewachsen in den schmutzigen Straßen des Districts, glaubte niemand daran, dass du es irgendwann zur Chirurgin schaffen würdest - immerhin haben die meisten Kids aus dieser Gegend von San Francisco keine sonderlich glorreiche Zukunft vor sich. Und ganz ehrlich? Du hast auch nie daran geglaubt. Wie solltest du auch dein Studium finanzieren? Warum solltest es ausgerechnet du schaffen, das District hinter dir zu lassen? Aufgrund deines komplizierten Verhältnisses zu deinen Eltern, bist du bereits im Alter von 18 Jahren von Zuhause ausgezogen und kamst stattdessen bei deinen Großeltern unter, die versuchten, dich in deinem Traum, Medizin zu studieren, bestmöglich zu unterstützen. Allerdings musstest du, um dein Medizinstudium finanzieren zu können - für ein Stipendium hatte es nämlich leider nicht gereicht - in deiner Freizeit jobben. Obwohl du nun schon seit Jahren im San Francisco Hospital arbeitest, konntest du dich bis heute nicht sonderlich ins Team eingliedern. Du warst bereits als Kind ein Einzelgänger und das hatte sich mit den Jahren wohl nicht sonderlich verändert.