Leicht schüttelte er über ihre Erzählungen den Kopf. Sie war schon immer ein wenig Tollpatschig gewesen, daran konnte er sich noch gut erinnern. Er hatte es früher immer ein wenig ins lächerliche gezogen, etwas, was er heute bereute. War es doch oftmals zu Streitigkeiten gekommen wenn er etwas gesagt hatte. Heute jedoch dachte er auf jeden Fall anders und dies war etwas, was ihn irgendwie Angst machte. Es hatte sich so viel verändern und in dem Moment wo er Elena auf dieser Veranstaltung gesehen hatte war ihm klar, dass er etwas ganz anders wollte wie noch zu Schulzeiten. Oder wollte er das gleiche, nur hatte es sich damals nicht eingestehen wollen? Es war alles etwas viel, doch versuchte Jakob hier und jetzt erst einmal einen ruhigen Kopf zu behalten. „Du solltest wirklich mehr auf dich Acht geben. Das hier hätte wirklich übel enden können.“ Er fuhr mit seinem Daumen über ihre Wange, ließ seine Hand dann an ihr Kinn wandern und hob es leicht an. „Du hast wahrscheinlich eine kleine Gehirnerschütterung. Wir machen gleich noch ein paar Tests, aber erst einmal sorge ich dafür, dass die Wunde nicht mehr blutet.“ Diese war noch immer leicht am Bluten, auch wenn man bereits öfters abgetupft hatte. Er musste Nähen, weswegen er eine Spritze zur Hand nahm um sie zu betäuben. Da sie ein wenig einwirken musste, zog er sich einen hohen Hocker an das Bett, sodass er noch immer in Augenhohe zu ihr war und seine Hände sanft über ihren Arm streicheln konnte.
Seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, auch wenn gleich wieder ein besorgter Blick auf seinem Gesicht erkennbar wurde als sie leicht das Gleichgewicht zu verlieren schien, obwohl sie saß. Eindeutig eine leichte Gehirnerschütterung, er würde sie auf jeden Fall hier behalten! „Arztmangel. Sie brauchen hier Hilfe wo sie welche bekommen können. Da meine Patienten versorgt sind, habe ich mich bereit erklärt bei der Notaufnahme auszuhelfen.“ Beantwortete er ihre Frage und stand doch wieder auf, um seine Hand wieder unter ihr Kinn zu legen und es leicht anzuheben. „Du musst wirklich besser auf dich Acht geben.“ Hauchte er leise, seufzte dann auch schon auf und konnte nicht anders, als sich kurz vorzubeugen und seine Lippen nur für den Bruchteil einer Sekunde auf ihren zu platzieren. Ihr so nahe zu sein veranlasste ihn dazu einen tiefen Atemzug zu nehmen um ihren Duft aufzunehmen, welcher trotz der Notaufnahme eindeutig in der Luft hing und sich in Jakobs Hirn brannte. „Ich werde jetzt nähen, versuch still zu sitzen.“ Bat er sie, ehe er sich dann auch schon um seine Arbeit kümmerte und mit einer gezielten Präzision an das Vorgehen heranging. Er wollte keinen Fehler machen. Nicht bei ihr!
Nachdem ihre Stirn genäht war, legte er alles zur Seite, zog die Handschuhe wieder auf und desinfizierte seine Hände, ehe er ihre Hände mit seinen Umschloss. „Du kommst auf ein Zimmer, ich werde noch ein paar Test machen wegen einer vermeintlichen Gehirnerschütterung und dann bleibst du zur Aufsicht hier.“ Er würde nicht mit sich reden lassen was dies anging, hier konnte er sie im Auge behalten und sie würde sich nicht wieder verletzen können.
Daher wartete er nun auch gar keine Antwort von ihrer Seite ab, sondern zog sie einfach sanft mit sich, sodass die Bewegungen nicht zu schnell waren. Der Arzt, welchen Jakob verbannt hatte, sah etwas unsicher aus und hatte wohl die ganze Zeit vor der Nische gewartet. „Haben Sie keine anderen Patienten?“ Fuhr Jakob ihn an und schüttelte nur leicht den Kopf, ehe sie am Aufzug ankommen und er nun mit Elena vor eben jenem zum Stehen kam. Sein Handy gezückt schrieb er der Station eine Nachricht, dass sie ein Zimmer finden sollten – Einzelzimmer natürlich – und bereits alles vorbereiten sollten. Als Oberarzt konnte man sich gewisse Privilegien nun einmal heraus nehmen.